Jacquard-Pullover (Rebecca Nr. 55, Modell 12), Fortsetzung

Ich war ein fleißiges Stricklieschen und bin mit meinem Jacquardpullover weitergekommen, auch wenn ich einen  Träger zwischendurch auftrennen musste, weil es am Vorder- und Rückteil einen eklatanten Unterschied in der Maschenzahl gab, der auch durch Dehnen und Ziehen nicht zu kaschieren gewesen wäre.

Jacquard-Pullover aus der Zeitschrift Rebecca Nr. 55, Modell 12, hier so offensichtlich beim Stricken geschlafen (habe natürlich gute Ausrede mit einem Baby…). Umgesetzt in einer anderen Farbkombination als im Heft vorgeschlagen, beschrieben hier.

So weit der Stand bis jetzt. Gestrickt in Größe 38/40 und die Taillierung im Bund weggelassen. Der Pullover ist ziemlich groß ausgefallen und hat eine kastenförmige Form, was auch die ursprüngliche Absicht war. Was ich jedoch bei der Planung nicht bedacht hatte war die kurze Länge des Pullis, der sich in dieser Form nur als Ergänzung zu Tellerröcken gut macht und auch dann nur, wenn er enganliegend ist (was er nun wegen der breiten Taille ja keineswegs sein kann). Grrh!

 

Leider ist von der Grundfarbe Drops Lima 8112 nur noch ein Knäuel geblieben, der unmöglich für zwei Ärmel reichen kann. Ich muss also zuerst nachbestellen, bevor ich weiterstricken kann. Und die Bestellung führt mich in ein Dilemma, das sich folgendermaßen umschreiben lässt. Soll ich „nur“ die 2 bis 3 fehlenden Knäuel bestellen und dafür 4,95 EUR Versandgebühren bezahlen oder soll ich nicht lieber ganz viel für zukünftige Projekte bestellen, so dass sich die Versandkosten angesichts der bestellten Wollmenge wieder relativieren?! Andererseits habe ich zwei Kisten voll mit Wolle für solche „zukünftigen“ Projekte bereits seit Jahren lagern, die wunderlicherweise auch nicht leerer werden und dieses Strickprojekt sollte gezielt zum Aufbrauchen der Vorräte beitragen. Ob sich am Ende die rigorose Aufräumerin oder die Visionärin (aber eigentlich Geizkragen) in mir durchsetzen wird, werde ich Euch in naher Zukunft berichten.

Liebe Grüße,

Alice


Stoffdiät – mein persönlicher FMI

Was der BMI (Body Mass Index) in der Diätologie ist, das ist der FMI (Fabric Mass Index – ich wollte schon immer ein neues Wort erfinden!) in der Welt der Hobbyschneider und solche, die sich dafür halten (ich beispielsweise). Der FMI errechnet sich aus der Menge der gehorteten Stoffe in lfm geteilt durch die Anzahl der Lebensjahre. Da ich nur schätzungsweise ahne, wie viel Stoff ich mittlerweile gehortet habe, ist mein FMI daher auch nur ein Orientierungswert und liegt, sagen wir mal bei FMI=3. Wobei die schweren Zeiten meiner Stoffsucht mit den monatlichen Neukäufen von in der Regel „Schnäppchen“ im örtlichen großen Warenkaufhaus mit dem Umzug nach Frankfurt vorbei sind, da ich in dieser Stadt aus verschiedenen Gründen keine Zeit mehr zum Bummeln habe, zuerst weil ich beruflich sehr stark eingespannt war und später weil ich in kurzer Abfolge zwei Kinder bekommen habe. Auch wenn sich mein Kaufverhalten im Bereich Stoffe normalisiert hat, ist der gehortete Stofffundus dennoch beachtlich und umfasst mehrere große Kisten (9 oder 12 Stück, je nachdem, was man als große Kiste definiert). Und ich bin offensichtlich nicht allein in diesem Jahr, auch wenn sehr spät dran damit, die sich ganz fest vorgenommen hat, im Jahr 2017 knallhart an der Reduktion der Stoffvorräte zu arbeiten und sich keine neuen Stoffe mehr zu kaufen (Ausnahmen gibt es natürlich immer) Wie gesagt, auch andere Nähbegeisterte scheinen in diesem Jahr unter dem Stern der großen Stoffläuterung zu wandeln und haben zur rigorosen Stoffdiät aufgerufen, hier von Küstensocke für so viele von uns in Worte gefasst.

 

20170922_093900

Meine Wollvorräte. Vor einigen Stoffen habe ich so eine Ehrfurcht, dass sie bereits seit 2007 in meinem Besitz sind (10 Jahre! Ich gratuliere!). Da meine Angst, diese Stoffe zu vernähen (Superqualität zu unschlagbarem Preis, frau könnte ja Murks daraus machen) mittlerweile die Dimension des Lächerlichen übertroffen hat, wird es Zeit, sich ihr (der Angst und der Lächerlichkeit) zu stellen und einfach zu nähen.

Anders als Küstensocke bin ich nicht so ehrgeizig und außerdem mit dem Start im September/Oktober auch schon spät dran. Zudem mache ich mir keine Illusionen über mein freies Zeitkontingent (wieso, Du bist doch in Elternzeit und zu Hause?!) Mein Ziel ist es, meine Vorräte an Wollstoffen zu minimieren. Minimieren, nicht alles vernähen. Zudem habe ich ein anderes Handicap, was mich noch etwas ausbremst. Ich bin jetzt am Ende des Wochenbettes und immer noch (vielleicht naiverweise) zuversichtlich, dass sich meine Figur noch etwas ändert (zum Schlanken hin) und deshalb noch zögerlich, alles gleich auf die jetzigen Maße anzupassen. Andererseits habe ich auch keine Lust, auf bessere Zeiten zu warten und schlecht, weil unglaublich langweilig angezogen zu sein. Über die aktuellen Ansprüche an meine Garderobe habe ich bereits hier geschrieben.

20170922_094123

10 Herbst/Winterstoffe mit einer durchschnittlichen Lauflänge von 2 m. Also gilt es, einen Stoffvorrat von 20 lfm anzugehen.

Zu dem einen oder anderen Stoff habe ich bereits eine Idee, bei einigen bin ich restlos überfordert. Noch. Fortsetzung folgt…

 

Liebe Grüße,

Alice


Aus dem Bücherregal #4: Birsak, Hannelore, Michl, Uta (1999): Die schönsten Häckelspitzen. 120 bezaubernde Muster. Rosenheim.

Das Buch „Die schönsten Häckelspitzen. 120 bezaubernde Muster.“ von Hannelore Birsak und Uta Michl habe ich in einem Secondhand-Laden in Karlsruhe vor 6-7 Jahren  gekauft, für 2,- EUR, ich glaube, es war bei Oxfam. In diesem Laden gab es eine Bücherrubrik „Hobby“/“Verschiedenes“ in der Bücherabteilung und wenn ich dort auf meinen gelegentlichen Streifzügen etwas entdeckte, was auch nur annähernd mit Handarbeiten zu tun hatte, schlug ich sofort zu. Einfach auch, um nicht wieder mit leeren Händen das Geschäft verlassen zu müssen. Und so hat dieses Buch den Eingang in meinen Bücherhaushalt gefunden und ist bis jetzt seltsamerweise keiner der Entrümpelungsaktionen zum Opfer gefallen. Meine eigene Verwunderung darüber lässt darauf schließen, dass es sich bei diesem Buch um kein Lieblingsbuch von mir handelt, es ist nicht einmal annähernd etwas, was ich mir unter anderen Umständen gekauft hätte. Ja, es ist ein etwas gruseliges Buch. Häckeln hat noch kein Imagerevival erlebt wie Stricken und Nähen es in den letzten Jahren getan haben und deshalb tue ich mich schwer, die präsentierten Häckelspitzen unter einem anderen Blickwinkel als die des kulturhistorischen Archivierens zu betrachten. Und das ist wohl auch der Grund, weshalb ich dieses Buch immer noch besitze: die Kulturanthropologin in mir kann sich von solchen Dokumentationen der textilen Kulturgeschichte kaum trennen.

Doch genug von meinen Befindlichkeiten. Das Buch ist, wie man an der Aufmachung erkennen kann, eine Sonderausgabe von zwei Büchern aus den 1980er/1990er Jahren, „Häckelspitzen aus dem alten Österreich“ und „Freude an alten Häckelspitzen“. Die wiederholte Nennung des Epitheton „alt“ zeigt deutlich, dass es sich um tatsächlich alte, in der Mode schon lange überholte textile Erzeugnisse handelt. Ihren Höhepunkt hatten gehäckelte und damals eigentlich gestrickte Spitzen im 17. bis nach Mitte des 18. Jahrhunderts als Accessoire der Kleidung vor allem als modische Statements aus Italien, dann Frankreich und Flandern (hier ist vor allem als die genähte „Brüsseler Spitze“ bekannt). Wer solche Spitzen in Handarbeit herstellen konnte, erfreute sich über ein lukratives Einkommen. Das änderte sich mit der maschinellen Herstellung von Spitzen im 19. Jahrhundert, vor allem Schweiz und Deutschland wurden zu den Standorten der Spitzenherstellung (vgl. „Plauener Spitze“). Die handwerklichen Fertigkeiten blieben jedoch erhalten, wie man sieht, bis heute zumindest als Artefakte (siehe Museumsbilder unten) und Mentefakte in Form der Häckelanleitungen, die in dem vorgestellten Buch dokumentiert sind.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

   Herbst 2013:  ich am MAK (Museum für angewandte Kunst) in Wien vor einer (genähten?gestrickten?) Spitze aus Italien aus dem 17./18. Jahrhundert.

 

MAK Wien, weitere Exponate der Dauerausstellung (zumindest im Jahre 2013).

Fazit: Wer nicht der absolute Häckelnerd ist oder wie ich eine Kulturanthropologin mit großer Symphatie für textile Erzeugnisse (historische und moderne), dem kann ich dieses Buch nur als Skurilität im Bücherschrank empfehlen. (Solche braucht man immer wieder). Fachleute werden wissen, dass es ein grandioses Dokumentationswerk ist, zumal wenn die Autorinnen die Spitzen auch alle selbst studiert haben, um die Anleitungen herstellen zu können. Ein Klassiker der modernen, angewandten Volkskunde.


Ein alter Freund: Burda 122 A aus 4/2012

Da ich niemand bin, der jeden Monat drei neue Schnitte ausprobiert (ich nähe sehr langsam und würde sonst kaum über das Zuschneiden hinauskommen, wenn ich das täte), greife ich immer wieder auf bereits genähte Modelle zurück und manchmal bin ich selbst überrascht, wie oft ich das im Grunde tue. Ein beliebtes Rockmodell ist beispielsweise der Schnitt 122A aus dem Burdaheft 4/2012.

20170916_122249_resized

 

Rockmodell 122A aus Burdaheft 4/2012. Ein alter Freund, dieses Mal in einem etwas dickeren Baumwollstoff in Bordeauxrot. Ein schöner Rock für den Herbst und zum Tragen des Minimenschen. Den Saum habe ich vorbildlich mit einem Baumwollband mit der Hand finalisiert, das sieht äußerst akkurat aus! Bei dickeren Stoffen kann ich das nur empfehlen.

 

Früher (d.h. als ich noch nicht Mama war) habe ich den Rock gerne in Größe 38 genäht und ihn dann auf Hüfthöhe getragen. Mittlerweile ist er dieses Mal etwas größer ausgefallen (Größe 40) und muss als Taillenrock herhalten mit entsprechenden Erweiterungen in Hüfthöhe. Ich glaube, dass der wiederholte Einsatz dieses Schnittes daher kommt, dass er eine große Flexibilität in Bezug auf Figurveränderungen aufweist. Keins meiner Rockschnitte, die ein Taillenbund haben, können da mithalten.

Modell 122A aus Burda 4/2012. Den Rock habe ich im Sommer 2012 sogar drei Mal genäht: in dem Baumwollstoff mit Pflanzenmotiv (hier beschrieben) und dann zwei Mal in einem selsbtgefärbten Seidenstoff,  Ausgangsfarbe weiß ich nicht mehr, rausgekommen waren Beerenrot und Pflaume (vom letzteren gibt es leider keine Nahaufnahme).

 

Habt Ihr auch solche unverwüstlichen Begleiter, die Ihr immer wieder näht und überrascht seid, wie gut die Schnitte Geschmacks- und Figurveränderungen mitmachen?

 

Liebe Grüße,

Alice

 


Jacquard-Pullover (Rebecca Nr. 55, Modell 12)

Ach ja, jetzt weiß ich gar nicht, womit ich anfangen soll. Eigentlich drehen sich meine Gedanken wieder sehr stark um das Muttersein, kein Wunder, ich bin vor 3,5 Wochen stolze Mama von einem kleinen Jungen geworden. Unser zweites Kind und doch will ich hier so tun als wäre nichts und einen gewöhnlichen Handarbeitsbeitrag schreiben. Mal schauen, was am Ende rauskommt.

Ich war schon seit der 32. Woche zu Hause, weil ich mir die aufgesparten 15 Urlaubstage vor den Mutterschutz packen durfte (vielen Dank an meine Chefin!) und hatte mir zwar umfangreiche, aber doch realistische ToDo-Listen erstellt, auf denen auch Handarbeitsprojekte vertreten waren.  Ich habe mir eine paar Umstandsoberteile genäht, die der stetig wachsenden Murmel Rechnung getragen haben sowie ein Geburtstagsgeschenk beendet. (Ich bin übrigens sehr zufrieden mit mir – ich konnte fast alles von den Listen abarbeiten, weil a) die Listen dieses Mal realistischer waren als im ersten Mutterschutz; b) ich in dieser Schwangerschaft keine Wassereinlagerungen hatte, die mich damals mehr als lahm gelegt hatten; c) dieser Sommer hier in Frankfurt für eine Hochschwangere ganz gut zu ertragen war; d) ich am Ende doch mehr Zeit im Mutterschutz verbrachte als ich gedacht hätte und als mir prophezeit worden ist – glaubt niemanden, der Euch irgendwas zu Euren Geburtstermin erzählen will, weder beim 1., noch beim 2, noch bei allen weiteren Kindern!)

Den schönen Norwegerpullover hatte ich ja bereits im Winter angefangen (hier beschrieben als Projekt zum Aufbrauchen diverser Restgarne in Grau/Blautönen) und habe ihn dann wieder fortgesetzt, als ich nach ET+10 im Krankenhaus stationär aufgenommen wurde, damit die Geburt mit Medikamenten angeregt wird. (Im Volksmund sagt man „Einleitung“ dazu). Ich habe seit 8:00 morgens alle 4 Stunden ein entsprechendes Medikament erhalten, in einer immer höheren Konzentration, es wurde jedes Mal fleißig ein CTG geschrieben, doch außer schmerzlosen Kontraktionen passierte nichts. Das machte mich doch ziemlich nervös den ganzen Tag über, am Vormittag war mein Mann noch bei mir und wir waren im Nieselregen spazieren, am frühen Abend kam er mit unserer kleinen Tochter vorbei und wir haben uns mit dem Süßigkeitenangebot der Krankenhauscafeteria abgelenkt. Und am Abend, als sich immer noch nichts tat, habe ich eben an diesem Pullover weitergestrickt (ich habe mir wohlweislich ein Strickprojekt mitgenommen), um mich zu beruhigen.

20170913_142802_resized20170913_142848_resized

 Jacquard-Pullover (Rebecca Nr. 55, Modell 12) – für mich ein klassischer Norwegerpullover, umgesetzt mit DROPS-Wolle Lima in anderen Farben als im Original vorgeschlagen. Ich habe eine weitere Änderung vorgenommen, indem ich die Taillierung weggelassen habe (sprich dieselbe Maschenzahl beim Bündchen angeschlagen, die dann im Mittelteil folgt). Das heißt, dass der Pullover ziemlich kastig wird und so die ersten Monaten (ich hoffe ja nicht, dass es Jahre werden!) der post-pregnancy-Figur gut kaschieren wird. In diesem sehr beeindruckenden Blog von Fräulein Null.Zwo ist unter anderem sehr detailliert beschrieben und bebildert, wie der weibliche Körper nach den Schwangerschaften aussehen kann, wobei ich hinzufügen möchte, dass Fräulein Null.Zwo extrem fit und schlank vor den Schwangerschaften war und auch jetzt ist, wie ich das aufgrund der geposteten Bider beurteilen kann.

 

Und so komme ich zu dem, was ich eingangs schrieb. Im Moment bin ich sehr damit beschäftigt, mich als zweifache Mama neu einzurichten, herauszufinden, wie ich für die Große ungeteilte Mama-Zeit in unsere neuen Abläufe integrieren kann, die Wochenbettmalaisen zu ertragen, zu timen und abzuwägen, wann ich mich tagsüber hinlegen kann oder meine Schlafenszeit doch beispielsweise diesem Blogeintrag oder einem neuen Zuschnitt opfern soll sowie meine „ToDo Liste nach der Geburt“ (ja, die habe ich auch!) abzuarbeiten. Ich schreibe jetzt nichts über den Haushalt, denn das kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören (wir leben in FFM in einem Neubauviertel, das nur aus Familien besteht, so dass ich von ganz vielen jungen und zweifachen und manchmal auch dreifachen Müttern umgeben bin, was wirklich toll ist! Doch der Haushalt scheint bei vielen enorme Energien zu binden und ist auch in den Gesprächen sehr präsent zu sein). Was ist denn so schwer daran, Wäsche in einen Waschvollautomaten reinzutun und sie wieder rauszuholen und aufzuhängen? Auch in Haushalten mit Kind(ern) findet sich in Deutschland regelmäßig ein Staubsauger, ein Geschirrspüler, ein Kühlschrank und eben ein Vollwaschautomat und manchmal sogar ein Wäschetrockner. Ach so, Kochen habe ich vergessen. Aber so wie ich das beobachtet habe, verwenden die meisten der mir bekannten Mütter hier Halbfabrikate (nur in Bio-Qualität eben) und für einen Säugling muss man noch nicht kochen… Ladies?! Kommt schon. Nicht so viel rumjammern.

 

Liebe Grüße,

Eure Alice


Geschenke für Minimenschen, II

Hier und ein Nachtrag zu diesem Post aus aktuellem Anlass.

5. Babydecken!

Baby-Steppdecke aus mingrünem Schäfchenstoff mit Baumwollvlies gefüttert, mit einem uralten weiß-schwarzen Baumwollstoff als Rückstoff. Minimal abgesteppt, Maße ca. 120 cm x 120 cm. Solche Whole-cloth-Decken (die im Original die Einfachheit des Tops (=einfach nur Stoff)  mit unglaublichen Quiltmustern von Blumen bis zu Paradiesvögeln ausgleichen) sind dankbare Stoffreduktionsprojekte.

Was natürlich ebenfalls auch immer geht, sind Babydecken für die ganz kleinen Erdenbürger. Aber Achtung! Wenn Ihr die Geschmackspräferenzen der zu beschenkenden Eltern, und hier natürlich vor allem der Mütter, gar nicht so gut kennt (bei mir heißt das vor allem, noch nie in ihrer Wohnung wart und nicht wisst, wie sie eingerichtet sind bzw. bis jetzt nur einen spärlichen Ausschnitt ihrer Garderobe kennengelernt habt) dürft ihr nicht all zu sehr über verhaltene Begeisterungsrufe und späteren Einsatz als Hundedecken enttäuscht sein.

Ich trage hier mal bei Gelegenheit zusammen, welche Decken ich schon verschenkt habe sowie meine Vermutungen oder auch gesicherte Beweise dazu, wie sie umfunktioniert worden sind.

 

Liebe Grüße,

Alice


Babybauch in Marine

Häh? Werden sich einige fragen – und zurecht! Kryptische Blogbeitragsüberschriften sind was für Hobbylegastheniker, wir wollen Klartext.

20170620_194511

Ich hätte auch schreiben können: „Wo geht es hier zum Strand?“ Wickelkleid, das gleichzeitig Umstands- und Stillkleid ist (oha! – so ist zumindest der Plan), in einem marineblauen Baumwollstoff mit weißen Streifen. Umstandshalber Anpassung vom einem uralten Easy Burda Schnitt. 

Ich bin dabei, meinen Urlaub zu genießen, den ich mir noch vor den Mutterschutz packen durfte und meine Listen abzuarbeiten, auf denen ich allerhand angenehme und unangenehme Aufgaben zusammengetragen habe. Unter der Rubrik „angenehm“ stehen auch solche Dinge wie Umstandskleidung nähen, Patchworkdecken finalisieren, Garderobe für die Stillzeit erweitern. Eine zentrale Idee dieses Kleides ist, dass es als Wickelkleid theoretisch sowohl für die Murmel als auch die Zeit danach (wenn ich entbinde, ist es hoffentlich immer noch Sommer?!) einsetzbar sein sollte. Als Grundlage habe ich einen alten Burdaschnitt genommen, den ich auch schon vernäht habe und ihn mit meinen aktuellen Maßen synchronisiert. Das Marinekleid ist eigentlich ein Probekleid – und das war gut so, denn es hat sich herausgestellt, dass es noch eines seitlichen Abnähers an der Brust bedarf. Es kam ein Stoff zum Einsatz, dem niemand hinterher geweint hätte, wenn es völlig schiefgegangen wäre und glücklicherweise hatte ich gar mehr als 2m davon! Hier erfolgte die Umsetzung ohne Futter – sonst füttere ich meine Sommerkleider sehr gern mit Baumwollbatist ab – außer es handelt sich um Kleider aus Leinenstoffen.

Modell Easy Fashion Burda Nr. 6, Frühling/Sommer 2006. Es ist von mir bis zur Unkenntlichkeit verändert worden, da kann ich auch gleich schreiben, dass es Selbstentwurf ist. Interessanterweiser habe ich in dieser Schwangerschaft größere Maßveränderungen als in der ersten, obwohl ich bis jetzt deutlich weniger an Gewicht zugelegt habe. Kann mir jemand erklären, wie das geht?

Gleichzeitig (nein, falsch, vor etwa einem Monat) habe ich mich aufgerafft, meine Wollvorräte mal wieder durchzugehen und mir ein passendes Strickprojekt zu überlegen, das sich gut in der Hitze bewerkstelligen lässt. Was für ein Glück, dass ich noch rosa Baumwollgarn da hatte, das ich wie ein Pleitegeier voller Stolz bei einem Trödler vor nun auch wieder 3 Jahren sichergestellt hatte (50 Cent je Garnknäuel). Bei Baumwolle schwitzt man nicht ganz so beim Stricken und außerdem ist es für mich auch eine Abwechslung, etwas anderes als Norwegerpullover zu stricken. Angedacht ist ein Baumwolltop, sehr schlicht in Rechtsstrick. Da ich mir überlegen musste, was alles mit 350g Baumwolle gestrickt werden kann, kamen viele Modelle nicht in Frage, ich entscheid mich nach einem Stöberabend auf den Archivseiten von Drops dafür. Jetzt, da ich den Verbrauch nach einem beendeten Vorderteil einschätzen kann, ärgere ich mich darüber, dass ich eine so minimalistsische Version gwählt habe – es wäre mehr drin gewesen.

20170511_191336

Ausgangslage: ägyptische mercerisierte Baumwolle von 1984 (ich breche bald meine eigenen Rekorde!) – die Pappkiste beim Trödler entdeckt und mitgenommen. Die gute Frau hatte seinerzeit 24,00 DM im Karstadt in München Laim dafür ausgegeben. Was sie wohl daraus stricken wollte? Falls Sie Ihren Kauf wiedererkennen, bitte melden Sie sich bei mir!

20170617_081843

Das nennt man wohl zwanghafter Optimismus. Ob ich nach der zweiten Schwangerschaft je in dieses Mini-Oberteil reinpassen werde? Oder soll ich es nicht gleich in die Aussteuertruhe meiner Tochter legen? (Nein, denke daran, wie sehr sich Baumwolle ausleiert!) Model „Blue Grace“ von Drops, gestrickt in S/M. Hätte ich gewusst, dass die Baumwolle für mehr reicht als gedacht, hätte ich die Version als Strickjacke genommen.

 

Liebe Grüße,

Alice


Geschenke für Minimenschen

„Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt“ haben wir am Sonntag gesungen und diese Liedzeilen aus dem Ev. Gesangsbuch (Liednummer XY, schaue ich noch mal nach) sind mir sehr hängen geblieben. Auch weil der Liedtext von Karl Barth ist, dessen Name mir vor allem aus dem Reli-Unterricht noch ein Begriff ist (12. oder 13. Klasse) – es gibt halt auch Lieblingskatholiken der ev. Landeskirche – noch so ein Ausspruch von Karl war ja „Der Mensch kann das Wort Gottes nur nachbuchstabieren.“

Wie auch immer. Einfach leben. Das ist für uns, die im gigantomantischen Überfluss leben eine gute Übung. Sich zu überlegen, was das sein kann und wie das aussehen müsste. Ich persönlich bin sehr weit davon entfernt, wirklich einfach zu leben. Auch wenn ich keine Einkaufssucht habe und nicht sinnlos mein Geld zum Fenster hinauswerfe und mir sogar einbilde, geizig zu sein, lebe ich und meine Familie doch üppig. Mich faszinieren von je her Berichte bzw. Sendungen über moderne Formen des Verzichtes – diese puristische Form der Abstinenz hat auf mich persönlich eine anziehende Wirkung.  Vielleicht aber auch nur, weil ich Menschen beneide, die in einem gewissen Grade an einem Nullpunkt angekommen sind und wieder sammeln könnten. Wahrscheinlich würde ich das insgeheim so tun.

Das Thema „Einfach leben“ hat seit der Geburt meiner Tochter auch eine praktisch-erzieherische Dimension angenommen. Wie viele Sachen brauchen Minimenschen und was schenkt man Minimenschen? Ich habe bis jetzt gute Erfahrungen mit Geschenken gemacht, die entweder für die Mütter oder für die Kinder selbst oder am besten für beide eine Alltagsfunktion haben:

  1. Etuis für Buntstifte (eine herausragende Anleitung gibt es hier)  – geeignet für Jungen und Mädchen gleichermaßen
  2. Kosmetiktaschen aus Stoffresten – es lebe das Log Cabin Muster! – eher was für Mädchen
  3. Puppenzubehör wie Puppendecken – eher was für Mädchen
  4. Kleine Taschen – unsere Tochter sammelt beispielsweise liebend gern kleine Steine, wenn wir draußen sind, und sie freut sich jetzt sehr, dass sie eine eigene kleine Baumwolltasche dafür bekommen hat. Dort lagern wir auch die Straßenkreide für spontane Malparties auf dem Asphalt. So bleibt auch der Dreck in einer kleinen Tasche, statt sich überall zu verteilen.

Etuis für Malstifte, Kosmetiktaschen, Deckchen für Puppen und Bären – keine bahnbrechenden Projekte, doch definitiv solche, die bei Stoffresteaufbrauchen gut zum Einsatz kommen können.

 

Vielleicht habt Ihr Lust, Eure Geschenkideen mit mir und den Anderen zu teilen? Bitte schreibt mir einen Kommentar und ich verlinke gerne!

Liebe Grüße,

Alice


Aus dem Bücherregal #3: Suzuko Koseki (2009): Patchwork Style. 35 Simple Projects For a Cozy & Colorful Life. Boston, London.

Ich weiß noch, wie ich überhaupt auf Suzuko Koseki gestoßen bin. In einer der Burda-Ausgaben (Ausgabe 10/2010) wurde nämlich ihr ins Englische übersetzte Buch von 2009 vorgestellt, genauer gesagt das aufwendigste Projekt daraus, nämlich eine Log-Cabin Patchworkdecke. Wer etwas von Patchwork versteht, weiß, dass Log-Cabin Decken nicht das Aufregendste ist, was unter dem Himmel weilt. Dennoch habe ich mich sofort in die Abbildung dieser Decke verliebt und mir das Buch bestellt. Richtig umgehauen hat mich dann die fotographische Inszenierung der 35 Produkte sowie die graphisch umgesetzten Anleitungen, die sogar ich verstanden habe.

Log Cabin Patchworkdecke von Suzuko Koseki. Was macht diese Decke so unwiderstehlich? Ich glaube, es ist das Schaf. Die Patchworktechnik ist dabei relativ simpel, as sind typische sew-as-you-go Projekte.

Ein paar Worte zum Stil, der hier zitiert wird. Es ist eine Mischung aus unaufgeregtem Retro (Nierentische, Tapeten im Blümchendruck, Statisten wie Teppichklopfer, Holzschemel und ein Mädchen wie aus einer Amish-Gemeinde entlaufen) und völliger Reduktion, die  im europäischen Kulturkreis stets als „very zen“ gesehen wird und deshalb so nahtlos in das Vermarktungskonzept einer japanischen Stoffdesignerin passt. Was den Stil der Stoffdesinns von Koseki ausmacht, ist es geradezu ihr alles andere als gemütlicher Charakter und eine auf möglichst großen Kontrast ausgelegte Zusammenstellung. In der Regel kombiniert sie folgendes miteinander und zwar alles zusammen in einem Projekt (auf jeden Fall 1. bis 4., 5. ist optional):

  1. Unis für den Zusammenhalt der Komposition (Farbwiederholung der schreiendsten Stoffe mit Muster in Uni)
  2. Stoffe mit großem (und ich meine wirklich großformatigem) Blumendruck
  3. Stoffe mit geometrischem Muster (Punkte, Rauten, Quadrate, Streifen etc.)
  4. Stoffe mit Inschriften (überhaupt die Spezialität ihrer eigenen Stoffentwürfe)
  5. Und dann wird bei kleinen Projekten wie Taschen auch noch appliziert.

Völlig euphorisch habe ich mich 2011 daran gemacht, einige der Projekte aus dem Buch nachzunähen. Und das war nicht nur ich, auch ganz andere Ladies der Blogosphäre haben sich inspiriert gefühlt, hier, hier, hier und hier. Ich habe mehrere Beuteltaschen nach dem Prinzip der Tote Bag von S. 53, eine Miniversion der Decke von S. 42f sowie diese phänomenale Log-Cabin Decke von S. 14f genäht. Natürlich befindet sich nichts davon mehr in meinem Besitz, wie immer habe ich alles verschenkt.

Projekte inspiriert von Suzuko Koseki, damals hatte ich noch eine Vorliebe für Orange – erst später habe ich herausgefunden, dass es die kompensierende Sehnsucht der Sommerfarbentypen (ich) nach Wärme und Behaglichkeit ist und so wurde Orange und noch viel mehr Braun vom Körper in die Wohnungseinrichtung verbannt .

Anmerkung: Jede, die nach so einer Farbtyperkenntis eine Vorher-/Nachheraufnahme ihrer Garderobe gemacht  hat, weiß, dass sich vorher im Kleiderschrank immer das befunden hat, was einem apodiktisch überhaupt nicht steht, wonach man jedoch eine große Sehnsucht hat: bei mir was das Orange, Gelb und ganz ganz viel Braun. Man rät daher, sich mit diesen Sehnsuchtsfarben eher im Interior auszutoben als sie sich anzuziehen. Folgerichtig habe ich vor meiner Erleuchtung auch bei der Stoffauswahl stets nach Orange gegriffen…

Log Cabin Patchworkdecke frei nach Suzuko Koseki. Heute würde ich die Quadrate nicht mehr einzeln mit der Maschine quilten, auch wenn es das Hauptprinzip von Kosekis Büchern darstellt (Maschinenquilten), sondern die Blöcke zusammennähen und dann in einem Rutsch alles mit der Hand quilten. Sonst wird die Decke für meinen Geschmack zu „platt“. Das hängt mit Sicherheit auch vom Vlies ab, das verwendet wird. Meins ist nach dem Maschinenquilten stets fast tot.

Ich schaue auch heute noch immer wieder gern in dieses, weil die Bilder ein ästhetischer Genuss sind und man sich in Anbetracht der Projekte immer denkt, Mensch, das könnte ich doch auch mal am kommenden Wochenende nähen. (Warum es dennoch dazu nicht kommt, habe ich hier geschrieben.) Koseki hat seit dem Erscheinen dieses Buches noch zwei weitere auf den Markt gebracht: „Natural Patchwork“ sowie „Playful Patchwork“, beide auf Englisch im Jahr 2011 erschienen. In der Burdaausgabe vom September 2011 wurde das Buch „Natural Patchwork. 26 Stylish Projects Inspired by Flowers, Fabrics and Home“ rezenisert und ein Untersetzer-Projekt daraus vorgestellt.

20170524_191339_resizedBuchvorstellung „Natural Patchwork. 26 Stylish Projects Inspired by Flowers, Fabrics and Home“  von Suzuko Koseki in der Burda 09/2011. Ich hatte den Eindruck, dass Koseki sich in diesem Buch treu geblieben war und nichts Wesentliches an ihren Gestaltungsprinzipien verändert hat. ich nehme an, das Buch diente vor allem zur Vermarktung ihrer eigenen Stoffserien und untermauerte zusammen mit dem dritten Buch ihren internationalen, aus meiner Sicht völlig gerechtfertigten Durchbruch in der Szene. In meinem Bücherregal ist es bei einem Koseki geblieben.

Fazit: Für faule Patchworker wie mich und visuelle Junkies ein Must-Have. Ob sich Kosekis Stoffkomposition, die meiner Meinung nach sehr von der Mode der 2010er Jahre inspiriert ist (man mischt alle Farben mit allen Mustern mit allen Dekaden), langfristig halten wird, bleibt abzuwarten. Für diese Ära hat Koseki jedoch ein Meilensteinbuch im Bereich Patchwork-Geschichte geschrieben.


Kräuterwanderung in der Großstadt

Ich habe mich im März an eine Kräuterwanderung herangewagt. Ich wollte es schon länger machen, hatte jedoch die Vorstellung, dass nur 50- 60jährige Frauen so etwas interessant finden, am besten noch unglücklich geschieden, kosnumfeindlich und Weltverbesserinnen mit Lehramtsdiplom. Nun kann ich sagen, ein Hoch auf die Stereotypen! Und ganz besonders dann, wenn man vollkommen das Gegenteil erlebt. Auf der Kräuterwanderung war ich nämlich die älteste (haha!) – die Jungs und Mädels waren um die 20 Jahre, viele tätowiert, mit gepiercten Nasen, alle sehr stylisch Öko! Zwei Mädels haben sich sogar über das Stricken unterhalten – ich habe gezögert, ob ich meinen Senf zum Maschenbild abgeben soll, doch dann habe ich wie so oft gezögert und gedacht, nee, komm. Ich wirke auf die doch wie ne Uroma, das muss nicht sein. Ich will auch nicht von den 60jährigen in der U-Bahn auf mein Strickverhalten angesprochen werden, weil es immer damit endet, dass ich mir Geschichten über „Früher haben alle Frauen gestrickt, heute ich die Jugend anders“ oder aber die komplette Lebensgeschichte rund um Ringelpullis und gehäckelte Deckchen anhören darf.  Langer Rede, kurzer Sinn: ich war von der Kräuterwanderung begeistert, sie fand bei uns um die Ecke statt, am Rande der Großstand Frankfurt. Ich werde im nächsten März mit Sicherheit nicht gleich losrennen und alles an essbaren Pflanzen einsammeln, was sich nur finden kann. Erntezeit ist übringend März bis maximal Mai! Doch seinen Horizont zu erweitern fand ich wie immer sehr sehr genugtuend.

20170325_135334.jpg

Ein paar von den Kräutern – wenn ich irgendwo ein Feld voller Sauerampfer im Frankfurt finde, hüpfe ich im Kreis! So etwas leckeres!

 

Aus den Kräutern wollte ich keinen Salat machen, das war mir in der Schwangerschaft zu heikel. Die Pflanzen sind zwar alle von einem steilen Bachhang gepflückt (glaubt mir, jeder normale Hund pinkelt woanders hin), doch ich wollte auf Nummer sicher gehen und sie nur im garen Zustand zu mir nehmen. Also habe ich aus Resten, die ich zu Hause finden konnte, Vollkornpuffer gemacht und die Kräuter klein geschnitten in den Teig gegeben. Ich muss nicht gesondert dazuschreiben, dass ich die einzige war, die sie gegessen hat.

Vollkornpuffer mit selbst gesammelten Kräutern. Habe in den Teig noch geriebenen Käse und Pinienkerne hinzugefügt, was die Kernigkeit der ganzen Angelegenheit noch unterstrichen hat. Dazu passt gut Naturjoghurt mit Zitrone.

 

Viele Grüße,

Alice